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Wie bereits in unserem letzten Blog erwähnt, haben wir den Gemeinschaftsgarten Onkel Anton besucht. Die Idee für dieses besondere Urban Gardening Projekt hatten einige Moosburger Bürger*innen, allen voran Verena Kuch. Sie erzählt uns zusammen mit Sonja Niedermann, wie sie es realisiert haben und wie es sich entwickelt hat.
Ziel von „Onkel Anton“ war von Beginn, an gemeinschaftlich einen Garten aufzubauen. Verena Kuch betont, dass sie bewusst keine Unterteilung in Einzelbeete wollten, die dann jedes Mitglied alleine bestellt. Stattdessen wurde der Garten wie ein großer Gemüsegarten angelegt. Jeder der Mitwirkenden trägt dazu das bei, was er an Arbeit leisten kann und möchte. So ist der eine eher handwerklich begabt und hilft bei Bauprojekten wie der Hütte oder den Tomatendächern mit. Ein anderer mäht gerne Rasen oder jätet. Manche Mitglieder kommen regelmäßig, andere immer dann, wenn sie gerade Zeit haben. Dieses Konzept ermöglicht die Beteiligung vieler Personen. „Einen Garten gemeinsam zu pflegen ist überschaubar und keiner ist alleine verantwortlich“, betont Sonja Niedermann. Auch wenn jemand ausfällt, z.B. im Urlaub oder erkrankt ist, wird der Garten trotzdem weiter gepflegt; und man kann wieder einsteigen, wenn es einem möglich ist.
Der Garten „Onkel Anton“ gehört zum Verein Tante Emma e.V., eine Informations- und Begegnungsstätte in Moosburg. Daher auch die originelle Namensgebung. Der Gemeinschaftsgarten passte, laut dem 2. Tante-Emma-Vorstand Klaus Reichel, ideal zu den Zielen des Vereins wie Begegnung, Miteinander und Umweltschutz. Besonders die Anfangsphase des Gartens, in der doch einige Kosten entstanden, war mit dem Verein im Hintergrund gut zu überstehen.
Und wie läuft es ganz praktisch im „Onkel Anton“?
TZM: Was wird wie gepflanzt, gepflegt, gegossen und geerntet?
Im Januar stimmt der feste Kern der Mitglieder (ca. 10-15) ganz basisdemokratisch über die Saat- und Beetpläne ab. Es wird auch entschieden, wer welche Pflänzchen auf seinen Fensterbrettern vorzieht. Für den Anbau wird vor allem reproduzierendes Saatgut verwendet, so dass die Samen des gepflanzten Gemüses wieder eingesetzt werden können. Je nach Fruchtfolge wachsen bis zu drei Kulturen pro Jahr auf den Beeten. Das muss natürlich gut abgestimmt sein, denn nicht jedes Gemüse mag neben- oder nacheinander stehen.
Man lernt aus den Erfahrungen des Vorjahres oder, wie es Verena Kuch ausdrückt: „Wenn was nicht funktioniert, machen wir es dann im nächsten Jahr einfach anders“.
Gegossen wird abwechselnd von allen; die Koordination erfolgt über eine interne Gruppe. Da an heißen Tagen bis zu 250l Wasser benötigt werden, die bis vor kurzem per Hand hochgepumpt werden mussten, sind die Hobbygärtner*innen sehr froh über die neue Solarzelle, die genug Strom für eine elektrische Pumpe liefert.
TZM: Und wer darf ernten?
Am Anfang durfte jeder immer ernten: „Es gibt ja kein Tor, und der Garten steht jedem offen“. Das hat allerdings nicht so gut geklappt; es ist gar nicht so leicht zu wissen, wie man was erntet und auch wann. Jetzt gibt es Mitteilungen über die Erntetage, an denen jeder kommen darf. Wer öfters ernten will, kann dann Mitglied werden und jederzeit ernten. Eine Mitgliedschaft ist sehr günstig, für besonders aktive Mitglieder sogar umsonst.
Probleme mit Vandalismus gibt es fast nicht. „Nur einmal war ein großer Kürbis verschwunden und ein paar Bier aus dem Schuppen“.
TZM: Wie wird mit anderen unerwünschten „Gästen“ wie Schnecken & Co umgegangen? Und wie wird gedüngt?
„Die Schnecke darf bei uns Schnecke sein“; junge Pflanzen werden mit sogenannten Schneckenkrägen geschützt. Auch die eigens angesetzte Brennnesseljauche* (siehe Erklärung Fachbegriffe unten) zur Düngung hält Schnecken fern.
Die Wühlmäuse haben in diesem Jahr der neu gepflanzten Weintraube so arg zugesetzt, dass sie dann mit einem Schutzgitter versehen im Herbst nochmals umgesetzt wird. Gifte oder Fallen kommen nicht in Frage. Auch sonst wird rein biologisch gedüngt mit Brennnesseljauche, Pferdemist und Mulch*. Im Herbst wird dieses Jahr erstmals auch Gründüngung* zur Bodenverbesserung angebaut
Alles Geäst und größerer Baumschnitt werden in einer Ecke des Gartens gelagert. Für viele Tiere wie Igel, Blindschleichen etc. dient es als Rückzugs- und Überwinterungsmöglichkeit.
Die Blumenwiese ist das Ergebnis einer regionalen Saatenmischung und bietet heimischen Insekten Nahrung.
Beim Rundgang im Garten wird der vielfältige und naturnahe Anbau sehr deutlich. In einem Teil rankt der Hopfen für das selbstgebraute Bier, in einem Beet entdecken wir die ersten Kürbisse und sogar zwei Honigmelonen. Verschiedene Tomatensorten reifen unter den Dächern, das Kartoffelbeet ist bereits abgeerntet. Dort bereitet Sonja Niedermann schon ein Beet vor für die Aussaat von Rucola.
Wir vom Tumorzentrum wünschen dem „Onkel Anton“ und seinen engagierten Mitgliedern eine gute Herbsternte und bedanken uns für das inspirierende Gespräch und die Führung durch den Garten. Denn eines ist allen klargeworden: dieser Garten dient mehr als nur dem Anbau von gesundem Obst und Gemüse. Er ist ein Ort der Gemeinschaft und der Ruhe. Onkel Anton würde sicherlich auch einigen unserer Krebspatienten gut tun. Wie wir im Blogbeitrag Alltagspraktische Achtsamkeit bereits erläutert haben, ist Gärtnern ganz grundsätzlich eine wunderbare Methode, sich zu entspannen.
Wenn wir Ihr Interesse an solchen Projekten geweckt haben sollten, schauen Sie sich mal in Ihrer näheren Umgebung um, vielleicht stoßen Sie ja auf eins. Eine gute Auswahl gibt es auch unter folgendem Link: https://anstiftung.de/urbane-gaerten/gaerten-im-ueberblick.
Fachbegriffe:
Brennnesseljauche: „Die Jauche fördert die Widerstandskraft der Pflanzen und als rein organischer Dünger kurbelt sie das Bodenleben an. Brennnesseln enthalten viel Stickstoff, der in der Jauche in gut pflanzenverfügbarer Form vorliegt. Deshalb ist die Jauche ein milder aber schnell wirkender Flüssigdünger“. (1)
Mulchen: „Das Bedecken der kahlen Erde zwischen den Gemüsepflanzen mit Rasenschnitt, Brennnesseln, Beinwell oder anderen leicht zersetzbaren Abfällen hat im Biogarten Tradition und viele Vorteile“. (2)
Gründüngung: „Sind Beete leer, sät man bestimmte Pflanzen aus (…), die besonders viele Nährstoffe aus den Tiefen des Bodens saugen oder aus der Luft aufnehmen und in ihren Wurzeln und Blättern ansammeln. Wird die grüne Decke abgemäht und ins Beet eingearbeitet, verdauen die Mikroorganismen des Bodens die grüne Masse. Sie setzen die darin gebundenen Nährstoffe frei und liefern auf diese Art jede Menge Dünger“. (3)
Links:
(1) Kraut und Rüben – biologisch gärtnern, natürlich leben: Brennnessel-Jauche selber machen, https://www.krautundrueben.de/brennessel-jauche-selber-machen-unsere-biogarten-welt, Zugriff: 30.8.20
(2) Kraut und Rüben – biologisch gärtnern, natürlich leben: Mulch bringt im Biogarten viele Vorteile, https://www.krautundrueben.de/mulch-biogarten-vorteile, Zugriff 7.9.20,
(3) Kraut und Rüben – biologisch gärtnern, natürlich leben: Wie funktioniert Gründüngung? https://www.krautundrueben.de/beste-bodenkur, Zugriff 7.9.20