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Ehrlich gesagt, machen wir es doch alle so: Sobald wir vom Arzt eine Diagnose erhalten, fangen wir an, im Internet zu recherchieren. Nicht selten führt das zu einer unüberschaubaren Menge an ungefilterten Informationen, deren Interpretation uns selbst überlassen bleibt. Was uns meist einen Mix aus Überforderung, Ratlosigkeit, Verunsicherung und Frustration beschert, mit dem wir uns wohl oder übel auseinandersetzen müssen.
Herzensangelegenheit
Frau Professor Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik des Klinikums rechts der Isar der TU München, war es ein Anliegen und eine Herzensangelegenheit, für Frauen mit der Diagnose Brustkrebs einen „Begleiter“ (engl. companion) für ihre Therapie zu entwickeln, der sie durch alle Behandlungen hindurch unterstützt, individuell wissenschaftlich fundiert berät und Befunde verständlich erklärt: um ihnen damit das Suchen und Recherchieren im Internet zu ersparen. Herausgekommen ist dabei „Meine Busenfreundin“ – eine App, die von einem Team aus Gynäkologen, Psychoonkologen und der onkologischen Pflege der Frauenklinik der TU München erarbeitet wurde. Die App ist individuell auf die Bedürfnisse von Brustkrebspatientinnen zugeschnitten und enthält ausschließlich akademische und fachlich fundierte Informationen.
Die Funktionen der App „Meine Busenfreundin“
Zu Beginn wird die Nutzerin der App um die – freiwillige – Eingabe einiger persönlicher sowie die Diagnose und Therapie betreffende Daten gebeten. Daraus wird ein individuelles „Medizinisches Profil“ erstellt. Auf der Basis dieser Angaben erhält sie – in Form von täglich neuen Beiträgen und Texten – Informationen und Unterstützungsangebote, passend zu ihrer individuellen Art der Erkrankung, der Therapie und ihren Lebensumständen. So werden beispielsweise einer jungen Patientin während ihrer Chemotherapie und Bestrahlung andere Beiträge angezeigt als einer älteren Patientin, die eine Antihormontherapie in Tablettenform einnimmt. Medizinische Fachausdrücke werden bei der Dateneingabe ausführlich erläutert, was maßgeblich zu einem besseren Verständnis der Frauen für ihre Diagnose und Therapie beiträgt. Sämtliche Fachbegriffe sind zudem mit einem umfassenden Glossar verknüpft.
Im Zentrum der App steht der sogenannte „Fahrplan“. Dieser ist wie ein Kalender aufgebaut und wird automatisch mit den Daten der Nutzerin befüllt. Sie erhält damit eine chronologische Übersicht über den zeitlichen Fortschritt ihrer Therapien. Im Fahrplan werden der Nutzerin täglich neue Beiträge in Form von Artikeln oder Videosequenzen angezeigt, die auf ihre Angaben im medizinischen Profil abgestimmt sind. Der Fahrplan verfügt zudem über eine Erinnerungsfunktion für die Medikamenteneinnahme. Die Nutzerin hat auch die Möglichkeit, eigene Termine und Erinnerungen einzutragen.
Darüber hinaus verfügt die App über eine deutschlandweite Postleitzahlensuche nach zertifizierten Brustzentren mit Speicherfunktion und die Möglichkeit, Kontaktdaten der behandelnden Ärzte zu hinterlegen. In regelmäßigen Abständen wird der Nutzerin das Distress-Thermometer angezeigt, um das Ausmaß ihrer Stressbelastung im Verlauf der Behandlung zu erfassen und um ihr entsprechend ihrer Angaben Hilfestellungen zu geben. Zeigt die Auswertung des Fragebogens beispielsweise eine psychische Belastung an, so wird auf das Angebot einer psychoonkologischen Beratung hingewiesen. Zudem werden die täglich angezeigten Beiträge der individuellen Situation entsprechend ausgewählt und so angepasst, dass die Patientin die Information erhält, die sie in ihrer aktuellen Situation benötigt. Die Inhalte und Funktionen der App werden stetig aktualisiert und erweitert.
DiGA – die App vom Arzt
Unser Ziel ist es die „Meine Busenfreundin“-App in das Verzeichnis für Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufnehmen zu lassen. Damit wäre die App als Medizinprodukt auch verschreibungsfähig. Um dies zu erreichen, planen wir aktuell eine bayernweite klinische Studie, um einen positiven Versorgungseffekt durch die Nutzung der App nachzuweisen. Eine kleine Pilotstudie mit 30 Brustkrebspatientinnen bestätigte bereits die Anwenderfreundlichkeit der App. Vielleicht haben Sie Lust bekommen, die App selbst auszuprobieren und uns ein Feedback zu geben? Das wäre für uns sehr interessant und hilfreich.
„Meine Busenfreundin“ ist jetzt schon kostenlos für alle Smartphones über die App-Stores von Google und Apple erhältlich, oder über das Internet.
Das „Meine Busenfreundin“-Team der Frauenklinik der TU München
Dr. Heike Jansen, Kirsten Große Lackmann, Prof. Dr. Marion Kiechle
Links zur App „Meine Busenfreundin“:
Apple: https://apps.apple.com/de/app/meine-busenfreundin/id1352373296
Android: https://play.google.com/store/apps/details?id=de.meinebusenfreundin.app
Web-App: https://app.meinebusenfreundin.de/#/login
Weitere interessante Links:
Sie sind an Brustkrebs erkrankt und interessieren sich für Ernährung. Lesen Sie zum Beispiel unsere Blogbeiträge über Phytoöstrogene oder Milch.
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Danke f.die Info. Interessieren würde mich das schon, aber ich fürchte, dass ich den Umgang mit der App nicht beherrsche, weil ich nur Grundkenntnisse mit PC und Handy habe. Bei mir (85 Jahre) wurde 2017 ein Mamakarzinom festgestellt, seitdem Letrozol nach brusterhaltender OP, ohne Chemo, nur Strahlen.Wenn ich die Infos, genauso wie Ihren Newsletter in den PC erhalten könnte, wäre das ideal.MfG E.Binsteiner
Liebe Frau B., da Fr. Dr. Jansen hier nur Gastautorin ist, kann Sie hier nicht direkt antworten. Darf ich ihr Ihre Emailadresse und Ihre Anfrage weiterleiten? Herzliche Grüße, Eva Kerschbaum
Die Grundidee dieser App ist sicher gut gemeint, aber meine Erfahrung ist, daß das Gespräch mit den Ärzten am Wichtigsten ist. Wir sind Menschen und keine Robobter, die mit einer Maschine/App gesteuert werden müssen. Wenn ich einen guten Arzt habe, bin ich auch therapietreu. Der Name „Meine Busenfreundin“ klingt für mich dumm und primitiv. Es ist eine brutal schwere Diagnose und man wird mit so einem Namen auf das Niveau einer 12jährigen degradiert, die offenbar eine App braucht, weil sie nicht weiß, wann sie was machen muß und nicht weiß, wo man seriöse Informationen her bekommt. Sorry, aber das lag mir jetzt wirklich auf der Seele. Ansonsten sind Ihre Blog-Beiträge aber wirklich hilfreich und interessant. Viele Grüße
Liebe Frau R., die Kommentare müssen von uns erst freigegeben werden. Natürlich darf aber hier auch konstruktive Kritik geäußert werden. Das kann für die Appentwickler ja auch sehr hilfreich sein. Ich leite Ihren Kommentar auch an Fr. Dr. Jansen weiter. Sie kann hier nicht direkt antworten, da Sie Gastautorin ist, wird Ihnen aber sicher gerne per Mail antworten. Herzliche Grüße Eva Kerschbaum
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